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Navigations- und Orientierungshilfen

Wright und Lickorish (1989) fanden heraus, daß die Leser eines buch-ähnlichen Hypertextes die Navigation mit Hilfe eines Inhaltsverzeichnisses bevorzugen, während bei hierarchisch strukturierten Hypertexten die Navigation direkt aus dem Text heraus bevorzugt wird und auch bessere Resultate erbringt. Die Verwendung einer getrennten Navigationshilfe scheint eine zusätzliche kognitive Belastung darzustellen.

Simpson und McKnight (1989) finden, daß ein hierarchischer Index effizienter ist als ein alphabetischer (genauere kognitive Landkarte bei den Benutzern und weniger Öffnen irrelevanter Knoten). Die Anzeige der aktuellen Position verbessert zwar anfangs die Navigation, wirkt sich aber nicht auf die Bildung kognitiver Landkarten oder auf die Beantwortung von Fragen zum Text aus. Auch typographische Merkmale zeigen keinen Einfluß. Diese Autoren finden auch eine Korrelation zwischen der Effizienz der Navigation (Anzahl besuchter Knoten) und der Genauigkeit der kognitiven Landkarte (die mit einem card-sort erhoben wurde).

Graphische Übersichten nutzen die ausgeprägten visuell-räumlichen Fähigkeiten der Benutzer, problematisch dabei ist allerdings, daß keine natürliche Topographie der Informationsräume existiert. Bei graphischen Browsern können aus folgenden Gründen Probleme auftreten:

Nach Bernstein (1988) bestehen Hypertext-Systeme aus Informationseinheiten, Verknüpfungen und Navigationshilfen. Als Orientierungshilfen können Bookmarks (Kennzeichnung von Orten, an die man zurückkehren will), Thumbtabs (für Informationen, die für alle Benutzer relevant sind) und Breadcrumbs (als bereits gelesen markiert) eingesetzt werden. Foss (1988) schlägt folgende Orientierungshilfen vor:

Bei der Implementierung des Intermedia-Systems von Utting und Yankelovich (1989) wurde zwischen Information über den zeitlichen Kontext (wie ist man an die entsprechende Stelle gelangt?) und den räumlichen Kontext (wo kann man nun hin?) unterschieden.

Ein Problem bei lokalen Landkarten ist, daß sie sich bei jedem Navigationsschritt verändern und so kein konsistentes Erlernen möglich ist. Probleme ergeben sich auch bei der Darstellung von Übersichten zu größeren Netzwerken: Der auf dem Bildschirm zur Verfügung stehende Platz reicht in der Regel nicht aus und Scrolling ist nur eine Notlösung, außerdem verlieren Benutzer bei mehr als etwa 15 Einheiten auch in der graphischen Übersicht leicht den Überblick. Hier bieten sich abstrakte Übersichten über die Struktur - ohne Inhalt - an (in denen nur die wichtigsten Gliederungspunkte zu sehen sind).

Ein anderer Ausweg ist die Wahl geeigneter Metaphern. Ein Beispiel ist die Metapher der Urlaubsreise, bei der man zwischen einer geführten Tour, der Verwendung von Landkarten und Erkundungen auf eigene Faust (Browsing) wählen kann.

Wegen des begrenzten Platzangebots ist es also bei der Darstellung von Übersichten in Browsern wichtig, die dargestellte Information zu reduzieren. Welche der in Frage kommenden Knoten überhaupt symbolisiert werden sollen, hängt von der Intention des Lesers und den Inhalten der einzelnen Knoten ab. Eine Möglichkeit wäre die Zuweisung eines Relevanzmaßes, das aus der Ähnlichkeit zweier Knoten bestimmt werden kann. Eine andere Möglichkeit besteht in der Verwendung von Fisheye Views, bei denen ein (oder mehrere) Knoten als zentral betrachtet werden und um die herum andere Knoten gruppiert werden, deren relative Relevanz in deren Größe, relativer Position und im graphischen Stil repräsentiert ist. Bei solchen Ansichten ist aber problematisch, daß der Benutzer nicht wissen kann, welche Knoten nicht dargestellt werden.


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rainer@zwisler.de

Last modified 10-29-98